Die Geschwindigkeit, mit der Themen heutzutage kampagnenfähig gemacht werden, ist weit höher als noch vor einigen Jahren. Sachverhalte und Behauptungen werden schnell an eine breite Öffentlichkeit gespült, und speziell etablierte Medien fühlen sich dann aufgerufen, deren Ursprünge zu hinterfragen. Aber auch innerparteiliche Kommunikation wird immer mehr geprägt durch technische Hilfsmittel sowie natürlich durch die Außendarstellung, aber auch die Freizeitgestaltung von Amtsträgern, Zuträgern, Anhängerschaft.
Vom Wohl und Wehe moderner Technik
Einige Monate nachdem Hannelore Kraft, mittlerweile ehemalige Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, sich eher wuschig-unbeholfen auf ihrem neuen YouTube Kanal präsentiert hatte, wurde sie abgewählt. Hätte sie ihrer neuen Technik-Affinität nicht besser nur privat frönen sollen, beispielsweise indem sie einfach zwischendurch einmal Hyperino Casino besucht? Wurde ihr für ihre Performance Anbiederung und Neue-Medien-Inkompetenz vorgeworfen, so fand die Absage von Robert Habeck an Twitter eher Respekt von Seiten der Bevölkerung: Man muss ja nicht alles mitmachen. Souveränität im Umgang mit Social Media erwartet die Wählerschaft also offensichtlich von den Politikgestaltern. Was allerdings im Hintergrund und unter Ausschluss der Öffentlichkeit alles über Neue Medien abgewickelt wird, das ist schwerer zu beurteilen.
Wenn Privates oder Internes öffentlich wird
Online Gaming oder die Nutzung von WhatsApp-Gruppen sollte auch für Politiker weitestgehend unproblematisch sein. Ähnlich schwierig wie die Teilnahme an den „falschen“ Demos und Diskussionsrunden kann es aber sein, einfach die falschen Freunde zu haben, online wie offline. Spätabends emotional herausgepresste Tweets werden spätestens am nächsten Morgen von der Konkurrenz zerpflückt – teils ohne dass man es zunächst merkt. Und so ist es für manche Art Politiker vielleicht besser, nicht zu viele Apps auf dem Handy zu haben. Oder eine Zwischeninstanz einzuschalten, die diese auf Massenkompatibilität überprüft – wie die Gouvernante der Prinzession in The Royals. Von enormer Wichtigkeit ist heutzutage auch die Möglichkeit, an zum Beispiel Gesetzesvorlagen und Positionspapieren mit vielen Leuten gleichzeitig zu arbeiten, ohne im selben Raum sein zu müssen. Aber auch hier sind Leaks schwierig, gerade wenn etwas früher an eine breitere Basis gelangt als geplant. Das Netz ist halt durchlässig.