Ein kleines politisches Erdbeben, zumindest in Düsseldorf, war die Ablösung von Rot-Grün durch Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen. Wollten die Leute wirklich vor allem mehr law and order und weniger Staus auf den Autobahnen? Spielte auch der Wunsch nach mehr Innovation und Wettbewerbsfähigkeit eine Rolle, wie beim Wahlerfolg von Jürgen Rüttgers (CDU) einige Jahre zuvor? Landtage stehen auf vielerlei Weise zwischen der kommunalen Ebene und der Bundesebene. Die Themen, die die gesamte Republik beschäftigen, finden ihren Niederschlag im Land, aber eben auch das konkrete Erleben vor Ort. Eine alte Regel in NRW lautet entsprechend: Gewinnt die CDU viele städtische Wahlkreise, gewinnt sie auch die Wahlen. Welche „urbanen“ Themen also dominieren, macht einen Großteil des Wahlergebnisses aus.
Funkhäuser und Elfenbeimtürme
Mehr noch als im Bund können lokale Medienkonglomerationen viel bewirken. Dies bedeutet zum einen, dass Regierungsparteien über Medien wie WDR, MDR oder NDR einige Möglichkeiten haben, ihre Politik und ihr Personal zu präsentieren. Aber es sind oft auch kleine Oligarchien, die über Zeitungen oder Magazine viel bewegen können. Auch daher gab es einen Aufschrei, als in NRW jemand „Medienminister“ werden sollte, der nicht nur Anwalt von Helmut Kohl war, sondern auch ganz nah bei der WAZ-Gruppe. Löste sich das Problem dadurch, dass er durch einen Parteifreund abgelöst wurde? Ähnliche „Befindlichkeiten“ gibt es auf Landesebene in vielen Bereichen, auch bei den Sparten Justiz, Wirtschaft, Inneres: Verflechtungen mit regionalen Instanzen sind auf manche Art vonnöten, zu einseitige aber ein Problem. Dennoch können sich solche Fragen selten durchsetzen gegen Themen, die im Bund vorherrschend sind. Die Elfenbeintürme in den Ländern sind dadurch behaglicher als die im Bund: Selbst Vergabe-Skandale gefährden so gut wie nie eine Koalition.
Kandidaten- und Regionalquoten
Bleiben wir in NRW, dem wohl vielfältigsten Bundesland: Der amtierende Ministerpräsident hatte schon als Kandidat gute Karten, weil er sowohl mit dem Ruhrgebiet als auch mit der Rheinschiene und sogar dem Münsterland assoziiert werden konnte. Dies zählt im Land mehr als „Frau“ oder „jung“. Er gilt als guter „Landesvater“.